Unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir unsere Gegenwart gestalten (Dalai Lama)
"Es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein.", so Richard von Weizsäcker * Heilpädagogik ist eine wissenschaftliche Disziplin der Pädagogik. Sie hat die Entwicklungsförderung der Menschen im Blick deren Entwicklung und Lebensbewältigung unter erschwerten Bedingungen verläuft.
Der Begriff „Heil“ = Challos stammt aus dem Griechischen und bedeutet „schön, ganz“. Wobei Heilpädagogik nicht bedeutet zu „reparieren“, sondern eine allumfassende Erziehungsunterstützung und Entwicklungsförderung der Gesamtpersönlichkeit sein will. Anspruch der Heilpädagogik ist es, einem jeden die „subjektive Erfahrung von Heilung im Sinne existenzieller Erfüllung menschlichen Lebens zu ermöglichen“ (Wolfgan Köhn in: Heilpädagogische Erziehungshilfe und Entwicklungsförderung Edition S 2008) Deshalb ist nicht allein der beeinträchtigte Mensch im Focus, sondern zugleich die Beziehungsverhältnisse, die bei Problemen so eingeschränkt funktionieren, dass Heilpädagogik oft erst einmal tragende Bindung und positiv gestimmte Beziehungen wieder oder neu stiften muss, damit Entwicklungsförderung möglich wird.
Das Aufgabengebiet der Heilpädagogik beinhaltet Erziehung, Bildung, Förderung und Begleitung von Menschen jeder Altersstufe mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen oder drohenden Behinderungen, von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten- und Beeinträchtigungen sowie von Verhaltensauffälligkeiten und emotialen Störungen. Im Mittelpunkt steht die Entstörung der Situation, die verhindert, das das eigentlich vorhandene Potenzial nicht adäquat entwickelt und ausgebaut werden kann.
Der Heilpädagogik liegt ein ganzheitliches Menschenbild zugrunde, das sich auf eine unauflösliche Einheit von körperlicher, geistiger, seelischer und sozialer Dimension bezieht. In ihrem Selbstverständnis knüpft die Begleitung an vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten des zu Betreuenden an und entwickelt im sozialen Netzwerk unter Beteiligung aller Kräfte neue Handlungs- und Erfahrungsräume. Eine jede Lebensgeschichte und ein jeder Entwicklungsweg und somit jedes Kind ist einzigartig und unverwechselbar.
Im Mittelpunkt des pädagogischen Sehens, Denkens und Handelns steht in der heilpädagogischen Begleitung mit lösungsorientem Anspruch nicht die Arbeit gegen den Fehler sondern die für das Fehlende.
Der Heilpädagogik liegt ein Ansatz der beziehungssensiblen Förderung zugrunde, der auf Respekt, Wertschätzung und Autentizität beruht. Achtung, Wärme, Rücksichtnahme und empathisches Verstehen, sowie Echtheit und Aufrichtigkeit im Umgang schaffen Vertrauen und Respekt als Grundlage für eine gelingende Beziehung während des Prozesses der heilpädagogischen Begleitung.
Im Focus stehen die Hilfsbedürftigkeit, die Persönlichkeitsstruktur, die momentane emotionale Befindlichkeit aber auch die äußeren Lebensbedingungen. Ziel ist es, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen die Beziehung zu sich selbst gestalten lernen und sich mit wachsender emotionaler Stabilität in die sozialen Bezüge einfügen können.
* bei der Eröffnungsveranstaltung der Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte 1. Juli 1993 in Bonn.